Das Spektrum des Yoga

Der Yogaweg verfügt über ein breites Spektrum an erprobten Mitteln, um eine Veränderung in eine gewünschte Richtung zu bewirken. Die wichtigsten Werkzeuge werden im folgenden genannt:

Meditation: dhyanam

Das wichtigste Mittel des Yoga, gemäß Patanjali, dem Begründer des Yoga. Meditation wird im Yoga durch asana und pranayama vorbereitet. Yoga und Meditation sind synonym zu verwendende Begriffe, da Yoga immer das Ziel verfolgt, den Geist aus dem unruhigen Alltagsbewußtsein in einen meditativen Zustand zu überführen, in dem Ruhe und Klarheit überwiegen.

Selbststudium: svadhyaya

Viele Probleme entstehen durch unsere gewohnten Verhaltens- und Denkmuster, derer wir uns nicht bewußt sind. In dem Moment, in dem wir uns dieser Muster bewußt werden, wird der Grundstein zu ihrer Veränderung gelegt. Ein außenstehender Ratgeber kann auf diesem Weg sehr hilfreich sein. Dieser Prozeß der Selbsterkenntnis, auf dem wir unsere Probleme erkennen und lösen lernen, heißt svadhyaya.

Körperübungen: asana

Asana, Körperhaltung, ist wohl das bekannteste und eines der beliebtesten Mittel des Yoga. Asanas sind sorgfältige Anordnungen des Körpers und beziehen sich daher in erster Linie auf den physischen Körper. Asana können dynamisch oder statisch ausgeführt werden und jede Haltung hat bestimmte Wirkungen. Es gibt eine unendliche Anzahl von Haltungen, aber heutzutage wird zumeist nur eine begrenzte Anzahl geübt.

„Wenn ein Mensch asana auf die richtige Art und Weise übt, so hat das zur Folge, dass er auch durch extreme Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird.“ Patanjali

Bewußte Atemregulation: pranayama

Wir atmen Tag und Nacht, unser Leben lang, zumeist auf eine unbewußte Art und Weise. Durch pranayama durchbrechen wir unbewußte Atemmuster, so daß der Atem gleichmäßig, lang und leicht wird. Bei pranayama kommt der Ausatmung, Einatmung und den Atempausen besondere Bedeutung zu. Da pranayama eines der wirkungsvollsten Werkzeuge des Yoga darstellt, können wir dadurch viel Vitalität gewinnen.

Entspannungstechniken: nishpanda

Entspannung ist eine Kunst, die ebenso gelernt werden kann wie Haltung, Atmung oder Meditation. Yoga bietet eine Reihe von aktiven Entspannungsverfahren, die selbständig geübt werden können. Die Bedeutung von Entspannung ist gerade heutzutage von nicht zu überschätzendem Wert.

Empfehlungen für den Umgang mit anderen: yama

Der richtige Umgang mit anderen Menschen und unserer Umwelt bildet einen wichtigen Teil des Yoga. Viele unserer Probleme resultieren aus schlechten zwischenmenschlichen Beziehungen. Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, Zuverlässigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen und Nicht-Begehren bilden die fünf Yama.

Empfehlungen für den Umgang mit uns selbst: niyama

Wie wir mit anderen umgehen, können wir durch die yama beobachten. Aber wie gehen wir mit uns selbst um? Dies ist Gegenstand von niyama. Negative Emotionen wie ein geringes Selbstwertgefühl, Mangel an Vertrauen etc. nehmen einen starken Einfluß auf unsere Lebensqualität. Niyama sind Vorschläge, um eine positive innere Haltung zu entwickeln. Dazu gehören das Bemühen um Reinheit von Körper und Geist, Zufriedenheit, Stetigkeit in der Bemühung ebenso wie Selbststudium, Hingabe und Vertrauen.

Richtiger Gebrauch der Sinne: pratyahara

Pratyahara heißt die angemessene Nutzung unserer Sinne. Häufig entstehen Probleme aus einem unangemessenen Gebrauch unserer Sinnesorgane, ebenso wie wenn unsere Sinnesorgane nicht richtig funktionieren. Pratyahara lehrt uns, die Sinne zu schärfen und zu verfeinern, so daß sie unseren Bedürfnissen entsprechen. Besser, als dass wir den Sinnen dienen, ist es, daß die Sinne uns dienen.

Empfehlungen zu Ernährung und Lebensstil: ahara & vihara niyama

Wie wir uns fühlen, hängt im beträchtlichen Maße davon ab, was wir essen und wie wir unseren Tag gestalten. Der Körper ist aus Nahrung aufgebaut. Ahara niyama befasst sich deshalb mit der Beobachtung dessen, ob wir die richtige Nahrung zu uns nehmen, ein vernünftiges Maß finden und zur richtigen Zeit essen. Vihara niyama, Gedanken zum Lebensstil, richtet das Augenmerk z.B. auf Beruf, Familie, Ruhephasen und Freizeitaktivitäten. Manche Probleme entspringen einem Lebensstil, der diese Lebensbereiche nicht miteinander verbindet.

Visualisation: bhavana

Visualisation ist ein mächtiges Werkzeug, um Heilungsprozesse zu initiieren oder um den Geist in eine gewünschte Richtung zu lenken. Bewegungen oder der Atem können mit bestimmten Vorstellungen verbunden werden.

Gebrauch von Mantren: mantra japa

Die Stimme ist eines unserer schönsten Geschenke und daß Klänge heilend und entspannend wirken, ist nicht nur im Yoga bekannt. Mantra japa ist der Gebrauch heilkräftiger Worte oder Silben aus der altindischen Gelehrtensprache des Sanskrit, die gesungen oder innerlich still rezitiert werden.

Gebrauch von Gesten: mudra

Es gibt unzählige Gesten im Yoga, von denen manche bandhas genannt werden, die häufig im pranayama Verwendung finden. Manche Gesten haben eine symbolische, andere eine sehr praktische Bedeutung. Sie erfordern in der Regel eine genaue Aufmerksamkeit in Bezug auf die Position einzelner Finger, der Hände und Füße allgemein, wodurch Konzentration und Achtsamkeit geschaffen werden.

Rituale: yajna

Rituale sind bewußte Handlungen, die uns helfen können, eine Ordnung in unser Leben zu bringen, wenn alles durcheinander geraten zu sein scheint. So kann es zu einem persönlichen Ritual werden, den Tag bewußt mit einem Rückblick abzuschließen, um aus dem Tagwerk zu lernen und sich für den nächsten Tag vorzubereiten. Viele Menschen benutzen tagtäglich Rituale, manchmal ohne sich dessen besonders bewußt zu sein, um ihr Leben zu gestalten.